ELER-Projekt "Natura 2000 - Informationszentrum Drömling" mit historischen Moordammkulturen und Landnutzungssystemen
Das Vorhaben wird im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt 2014-2020 (EPLER) aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und des Landes Sachsen-Anhalts gefördert. Die Zuwendungshöhe beträgt 3.026.932,22€. Das Projekt wurde anfänglich im Herbst 2016 beim Landesverwaltungsamt beantragt und im April 2017 bewilligt. Die Realisierung des Vorhabens findet im Zeitraum Mai 2017 bis Ende September 2021 statt.
Das Alte Schöpfwerk Buchhorst wurde bis 1991 zur landwirtschaftlichen Entwässerung betrieben. Das Absperrbauwerk des Schöpfwerkes wurde zu einer automatisch regulierbaren Stauanlage umgebaut, so dass von hier aus die zentrale Staubewirtschaftung der Nässezone Nördlicher Drömling des NSG Ohre-Drömling erfolgt. Zudem wurde hier im Jahr 2004 eine Informationsstelle eingerichtet, um einen Ausgangspunkt für Exkursionen im Norddrömling mit den Schwerpunktvorkommen des Niedermoores und der Moordammkulturen zu schaffen. Im Gebäude selbst wurden einige Schautafeln installiert und ein Diorama eingerichtet. Allerdings musste eine stärkere öffentliche Nutzung für die Informations- und Bildungsarbeit der Naturparkverwaltung (NPV) Drömling aufgrund nicht möglicher Umbaumaßnahmen ausbleiben. Insbesondere die schlechte Lichtsituation im Gebäude, das äußere Erscheinungsbild und die hohe Energiekosten durch fehlende Wärmedämmung begründen den Handlungsbedarf für den Um- und Ausbau der Informationsstelle „Altes Schöpfwerk Buchhorst“ zu einem „NATURA 2000 – Informationszentrum Drömling“.
Im Rahmen des aktuellen Entwicklungsprozesses des Naturparks Drömling zu einem länderübergreifenden Biosphärenreservat ist die geringe Entfernung zur Landesgrenze nach Niedersachsen von besonderer Bedeutung. Die Erweiterung des Großschutzgebietes Drömling auf den niedersächsischen Drömlingsteil bringt den Standort Buchhorst umso mehr in eine zentrale Lage.
Die Landschaft um Buchhorst ist von Moordammkulturen geprägt. Direkt neben dem geplanten NATURA 2000 - Informationszentrum befindet sich auf dem 23 ha großen Landesflurstück ein typisches Beispiel für eine Moordammkultur, die vor allem im 19. Jahrhundert deutschland- und europaweit angelegt wurden. Im Drömling werden sie als Rimpau’sche Moordammkulturen bezeichnet, da der Rittergutbesitzer Rimpau sie ab 1862 im Drömling großflächig einführte.
Durch die enge Verzahnung der Land- und Wasserlebensräume stellen Moordammkulturen für den Artenschutz besonders wertvolle Lebensräume dar. Kartierungsergebnisse zeigen zunehmende Verlandungen und Verbuschungen der Moordammkulturen auf bis hin zum Verlust der besonderen Biotope. Im gesamten Drömling besteht eine hohe Gefährdung für diesen Lebensraumtyp, so dass ein großer Handlungsbedarf für entgegen wirkende Maßnahmen besteht. In ähnlicher Form trifft dies auch auf das Grünland der Moordämme zu, da die Bewirtschaftbarkeit der Flächen direkt von der Be- und Entwässerungsmöglichkeit durch die Moordammgräben abhängig ist.
Zum Teil wurden auf den Moordammkulturen der Lebensraumtyp (LRT) 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen“, aber auch Feuchtwiesen kartiert. Der Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) weist für die nasseren Bereiche Entwicklungsmöglichkeiten zum LRT 6410 „Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden“ aus.
Die Moordammkulturen sind neben dem Biotop- und Artenschutz für das Schutzgut Landschaftsbild essentiell, da diese ganz wesentlich die Eigenart des nördlichen Drönlings bestimmen. Aufgrund der zahlreichen Moordammgräben wird der Drömling auch das „Land der 1.000 Gräben“ bezeichnet.
Das bewilligte Vorhaben setzt sich aus drei Teilprojekten zusammen:
Umbau des Alten Schöpfwerkes zu einem NATURA 2000 - Informationszentrum mit Außenanlagen und Infrastruktur
Wiederherstellung der historischen Moordammkulturen als Lebensraum und Landschaftselement
Schaffung von thematischen Erlebniswegen und Einbindung in das Wegeleitsystem Drömling
Umbau des alten Schöpfwerkes zu einem NATURA 2000 - Informationszentrum mit Außenanlagen und Infrastruktur
Mit dem Um- und Ausbau des Alten Schöpfwerkes zu einem NATURA 2000 - Informationszentrum soll erstmals für den Drömling ein moderner Standort zur Wissensvermittlung über NATURA 2000 geschaffen und gleichzeitig die touristische Infrastruktur in Bezug auf Naturbeobachtung und Erholung verbessert werden.
Der umfangreiche Um- und Ausbau des ehemaligen Schöpfwerkes wird unter funktionalen, klimarelevanten und ästhetischen Gesichtspunkten erfolgen. Die Gebäudehülle soll erhalten, aber durchlichteter, energieeffizienter und äußerlich ansprechender umgestaltet werden. Im Innenbereich soll die Wasserbewirtschaftung des Norddrömlings visualisiert werden. Für die Gestaltung der Installationen und Elemente zur Informationsvermittlung wird mithilfe ingenieurpädagogischer Beratung ein umweltpädagogisches Konzept erstellt. Im Außenbereich des ehemaligen Schöpfwerkes sollen Aufenthaltsmöglichkeiten und Spiel- und Lernobjekte installiert werden. Das gesamte Gelände des NATURA 2000 - Informationsgeländes wird barrierefrei gestaltet.
Wiederherstellung der historischen Moordammkulturen als Lebensraum und Landschaftselement
Der Erhalt der Moordammkulturen ist aufgrund des hohen naturschutzfachlichen Wertes und ihrer hohen Gefährdung ein wichtiges Schutzziel in der NSG-VO Ohre Drömling, LSG-VO Drömling und Naturpark-VO Drömling.
Im PEP Drömling sind die Moordammkulturen mit ihren offenen Gräben als Leitbild für die Grünlandbereiche des Drömlings hervorgehoben. Nahe dem zukünftigen NATURA 2000 -Informationszentrums sind insgesamt 6.500 m Moordammgräben vorhanden. Für diese besteht großer Handlungsbedarf, da sich diese vollständig in einem Zustand starker Verlandung mit Röhrichten befinden und teilweise kein Wasser mehr führen.
Ziel dieser Teilmaßnahme ist die Wiederherstellung der Moordammgräben im alten Profil, d.h. die Entschlammung der Gräben. Diese Maßnahme wurde bereits von Herbst 2017 bis Frühjahr 2018 weitestgehend durchgeführt. Einige Restarbeiten werden im Herbst 2018 erledigt.
Schaffung von thematischen Erlebniswegen und Einbindung in das Wegeleitsystem Drömling
Ziele des Teilprojekts III sind:
Bereiche der Natur touristisch zugänglich zu machen, insbesondere für das Wandern und Radfahren. Durch gezielte Besucherlenkung werden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vermieden und gleichzeitig die Schönheit und Eigenart der Naturräume erlebbar gemacht.
Besucher über die Besonderheiten der Tier- und Pflanzenarten sowie den Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu informieren. Projekte des Ökotourismus, die diese Anforderungen erfüllen sollen dabei besonders gefördert werden.
Förderung der Anlage von Naturerlebnispfaden und die Durchführung von gezielten Exkursionen für Menschen mit und ohne körperlichen und geistlichen Beeinträchtigungen.
Insgesamt sollen drei Erlebniswege mit unterschiedlichen Längen und Themem angelegt werden. Die Inhalte des Tourismus- und Vermarktungskonzept Drömling (TVK Drömling) werden u.a. bei der Wegeführung berücksichtigt.
Der Erlebnisweg „Wiedervernässung und Moorschutz“ wird rund 7 km lang sein und die thematischen Schwerpunkte Moor-, Feuchtwiesen- und Artenschutz haben. Der Erlebnisweg „Moordammkulturen“ ist rund 2 km lang und wird die Maßnahmenfläche aus Teilprojekt II umrunden und die Kleinkammerung der Landschaft der Moordammkulturen in ihrer ursprünglichen Form veranschaulichen. Der Erlebnisweg „Wiesen und Weiden“ ist rund 4,6 km lang und thematisiert das Spannungsfeld Naturschutz und Landwirtschaft mit den verschiedenen Nutzungsformen des Grünlands im Drömling.
https://ec.europa.eu/agriculture/rural-development-2014-2020_de
https://europa.sachsen-anhalt.de/europa-und-internationales/